FBI National Academy (USA) 2016

Woche 9

Endspurt

07.03.2016

Die Prüfungen in Leading At-Risk Employees sind vollständig abgenommen und Mike VanMeter nutzt die verbleibende Zeit für ein paar Perspektivenwechsel. Heutiges Thema: Suchtproblematiken unter Medizinern. Ein ernstes Thema mit weitreichenden Konsequenzen, wenn man bedenkt, dass die Prävalenz hinsichtlich Alkoholismus, Drogenmissbrauch und / oder sonstiger psychischer Auffälligkeiten nach den gängigen Untersuchungen für die USA in der betroffenen Berufsgruppe bei zwölf bis 16 % liegt!
Hierzu berichtet heute nicht irgendwer sondern in betroffener Arzt und ehemaliger Alkoholiker, der sich nach seinem Entzug einem gnadenlosen Prozedere unterworfen hat bzw. unterwirft, um seine Zulassung nicht zu gefährden. Solange er als Arzt tätig sein möchte, hat er sich als Teilnehmer des so genanten „Maryland Physician Health Programs“ zahllosen Tests, Gesprächen und Assessments zu beugen. Kommt er dem ohne Entschuldigung auch nur einmalig nicht nach, so hat er sich damit abzufinden, dass sein Arbeitgeber von den Programmverantwortlichen über sein Fehlverhalten in Kenntnis gesetzt wird. Herzstück der Überwachung seiner Abstinenz ist ein System namens „Soberlink“. Hierbei handelt es sich um einen mobilen und ständig mitzuführenden Alkoholtester, der an insgesamt 100 zufällig ausgewählten Zeitpunkten innerhalb eines Monats (mit Ausnahme der Nacht) innerhalb von 30 Minuten vom zu Überwachenden zu bedienen ist, das entsprechende Startsignal erhält selbiger über eine Textnachricht auf das Mobiltelefon. Während der Atemalkoholmessung fertigt der Apparat ein Foto vom Gesicht des Teilnehmers, das zusammen mit dem Atemalkoholwert in Echtzeit und manipulationssicher an die Programmverantwortlichen übermittelt wird. Ergänzt werden diese Messungen durch Urinabgaben und Haarproben, die ebenfalls (mit und ohne Vorankündigung) erhoben werden.

Ein interessanter Ansatz, der die Ernsthaftigkeit, mit der das Problem hier angegangen wird, mehr als nur akzentuiert!

E. J. O’Malley stimmt uns heute auf die „Yellow Brick Road“ am Mittwoch ein und garniert dies mit ganz konkreten Ratschlägen für die Implementierung eines Fitnessprogramms in den Alltag, nachdem der Aufenthalt an der Academy in wenigen Tagen Geschichte sein wird. Auf dem Platz vor dem Fieldhaus schiebt und zieht die Section 2 anschließend in Dreierteams Gewichtsschlitten über den Rasen, daneben hat E. J. ein paar seiner Spielsachen aufgebaut, an den man sich in Ergänzung hierzu ebenfalls gut austoben kann.
Am Freitag in dieser Woche werde ich ihn das letzte Mal sehen, da er ab nächster Woche dabei helfen wird, auf Aruba (https://en.wikipedia.org/wiki/Aruba) ein SWAT-Team zu drillen. Er wäre an der Graduation sehr gerne in Quantico gewesen, um die Menschen hinter den Menschen kennenzulernen, was ihm nun leider nicht möglich ist.

Ich sehe dem Freitag fast ein wenig wehmütig entgegen, da ich Ihn in den vergangenen Wochen hier wirklich schätzen gelernt habe. Die von ihm getroffene Entscheidung hätte ich allerdings exakt so auch getroffen – Wahrscheinlich gibt es schlimmeres, als auf Aruba sein zu müssen…

Nach Forensics bringe ich ab 15:00 Uhr die abschließende Prüfung in Stressmanagement in Law Enforcement hinter mich, die es wirklich in sich hat. Der Kurs ist damit rund und ich bin gespannt, was nach Personal Stressor Paper, Book Review, Journal, Presentation und dem heutigen, schriftlichen Abschluss am Ende herauskommen wird.

Nach einem kurzen Ausflug nach Stafford mit Jeremy sitze ich 19:30 Uhr wieder am Schreibtisch, gilt es doch, für morgen eine benotete Übung vorzubereiten, die uns Vince im Crisis Negotiations Course abverlangen wird.

Zuvor nehme ich das Abendessen ein, natürlich mit dem hier obligatorischen Fernsehprogramm aus mehreren Richtungen — und wer hätte es gedacht: Peyton Manning (Spitzname übrigens „Sheriff“) beendet nach mehr als 18 Jahren seine Football-Karriere bei den Denver Broncos (bitte gegebenenfalls nochmals in Woche 4 / 07.02.2016 nachlesen). Damit macht er etwas richtig, was viele andere in  vielen Zusammenhängen schon falsch gemacht haben: Nämlich mit einem guten Gefühl genau dann abzutreten, wenn es am Schönsten ist!

08.03.2016

Ab 07:30 Uhr schwitze ich bei Vince Dalfonzo als „Active Listener“ in diversen Gesprächssimulationen, die thematisch eine nach der anderen immer komplexer werden. Vom zurückgebliebenen Partner des erschossenen Kollegen über den Ehemann, der sich mit HIV infiziert hat, bis hin zur 15-jährigen Tochter, die schwanger nach Hause kommt – um nur einige zu nennen – ist alles dabei. Die Kunst besteht darin, das in den vergangenen Wochen angeeignete Wissen als Gesprächspartner zur Umsetzung zu bringen. Nicht ganz ohne in einer fremden Sprache, aber um 09:20 Uhr ist auch das geschafft. Die allerletzte Prüfung der NA (zumindest für mich) hat er sich auch gesichert, am kommenden Donnerstag findet abermals eine Gruppenprüfung statt, die auf die Bewertung einer Geisellage fokussiert. Da ich um 10:00 Uhr eine Besprechung im FBI Hauptquartier habe, kann ich nur teilweise teilnehmen. Was ein Ärger…

Beth Coleman hat sich nach der letzten Prüfungspräsentation heute etwas nettes einfallen lassen, um die Halbwertszeit der NA-Erfahrung zu erhöhen. Der Emotional Intelligence Course erhält die Aufgabe, einen jeweils persönlich adressierten Brief mit bestimmten Inhalten zu formulieren. Zu einem individuell jeweils nicht bekannten Zeitpunkt in der Zukunft wird sie diese Briefe an die jeweiligen Empfänger in der ganzen Welt auf den Weg bringen, um so – hoffentlich – eine zumindest gedankliche Rückführung in die Lernumgebung der FBI Academy zu erzeugen. Ich bin gespannt, wann und mit welchem Effekt ich meine Zeilen wieder in den Händen halten werde.

Der letzte repräsentative Anlass der Internationals vor der Graduation findet in Form eines gemeinsamen Lunches (serviert auf eigenem FBI-Geschirr) mit dem Acting Unit Chief Jeff McCormick ab 11:30 Uhr im so genannten Lincoln Room der Cafeteria statt. Neben der finalen Erörterung der individuellen Rückreisepläne der Internationals dient der Termin vor allem einem mündlichen Feedback an den NA-Verantwortlichen, der sich persönlich ein Bild davon machen möchte, ob die mehreren 10.000 Dollar, die das FBI pro NA-Student in die Hand nimmt (pro Jahr insgesamt eine sehr bedeutsame, zweistellige Millionensumme), vor allem auch aus Sicht der internationalen Teilnehmer ein lohnendes Invest darstellen. Meinem abschließenden Fazit, das nach der Graduation in diesem Blog nachzulesen sein wird, inhaltlich sicherlich nicht zu weit vorgreifend ist die Antwort ein entschlossenes und unbedingtes „Ja!“.

Der Nachmittag verläuft ruhig, alles bereitet sich auf die morgige „Yellow Brick Road“ vor. Unglaublich: Vor gut sechs Wochen hat man der US-Ostküste noch „Snowmargeddon“ überlebt, heute fällt am Nachmittag, als ich auf dem Rasen vor dem Field House zusammen mit E. J. O’Malley noch einen kleinen Zirkel absolviere, die 25 Grad-Marke (Celsius wohlgemerkt, nicht Fahrenheit!). Vor selbigem erläutert er der Section die Reversibilität der erworbenen Fähigkeiten, nachdem er uns aus seiner Obhut entlassen hat (manche Dinge bilden sich bereits nach wenigen Tagen zurück, andere bleiben länger erhalten).

Dies verbindet er nachvollziehbarerweise mit der Empfehlung, alles dafür zu tun, damit genau dies eben gerade nicht eintritt. Inhaltlich knüpft er damit an das an, was gestern bereits seinen Anfang nahm: Die Implementierung eines aus Sicht des FBI sinnvollen körperlichen Trainings in den Alltag eines im Bereich Law Enforcement tätigen Arbeitnehmers.

Wie avisiert, findet am Abend außerhalb des Geländes (jedoch noch auf der Base) die Silent Auction statt, die ich unbesucht an mir vorübergehen lasse. Ich möchte die dadurch an der FBI Academy entstehende Ruhe für mich nutzen.

Small Arms Repair – E. J.’s Motto für Woche 9.

The Yellow Brick Road

09.03.2016

Die „Yellow Brick Road“ – So sah sie aus, als Judy Garland über sie lief:

https://www.youtube.com/watch?v=aYvs9cB3qVk

Ganz so gemütlich war es heute nicht, wie man den Bildern möglicherweise entnehmen kann und nicht umsonst haben alle diejenigen, welche die Qualifikation erfolgreich durchlaufen haben, am gestrigen Tage eine Haftungsausschlusserklärung unterschrieben.

Busse bringen uns ab 07:00 Uhr in den einzelnen Separationen zum Ausgangspunkt des Abenteuers und die Instructors geben uns die Order mit auf den Weg, auf jeden Fall mindestens in Dreiergruppen zu laufen, um gegebenenfalls auftretenden Notfällen besser Herr werden zu können. Matt Gatzke, Josh Juda und ich bringen die Sache in etwas weniger als einer Stunde netto zu Ende – Die Konstellation ist damit so, wie sie auch vor knapp zehn Wochen angefangen und die diversen Trainings und Challenges überdauert hat.

Diesen legendären Kurs zu laufen, auf dem Jodie Foster vor knapp 25 Jahren für die Dreharbeiten zu „Das Schweigen der Lämmer“ unterwegs war, ist eine einzigartige, nur schwer beschreibbare Erfahrung. Dabei ist es weniger die sportliche Herausforderung als vielmehr das Erleben eines gruppendynamischen Prozesses zum Ende des Aufenthaltes an der NA, der von zahlreichen Entbehrungen, Herausforderungen und ungezählten Stunden am Schreibtisch geprägt war. Es sind Kolleginnen und Kollegen anwesend, die in ihren Heimatdienststellen mitunter wesentlich höhere Ämter bekleiden als ein deutscher Kriminalrat – Auch sie schlafen fast drei Monate in Doppelzimmern und haben nach den Challenges 20 Minuten Zeit, um sich in einer Gemeinschaftsdusche für 70 Personen wieder in einen Zustand zu versetzen, der eine unmittelbar darauf folgende Fortsetzung des theoretischen Inputs ermöglicht.

Spätestens heute eint alle Teilnehmer der Session 263 eine gemeinsame Emotion: Die Freude auf den Empfang der Graduierungsurkunde von FBI Director James Comey am Freitag in einer Woche. Damit verbunden ist der Stolz, den Erwartungshaltungen der entsendenden Dienststelle und den Bedingungen in Quantico über einen solch langen Zeitraum entsprochen bzw. widerstanden zu haben.

Nachfolgend nur ein kleines Sample zu dem Empfang, der jedem Finisher der „YBR“ zuteil wird:

Das Ziel des Fitnesstrainings an der FBI Academy: Der Yellow Brick.

YBR – Zieleinlauf

Vor ein paar Wochen habe ich über die Verabschiedung eines amerikanischen Kollegen berichtet, der aus gesundheitlichen Gründen aus der Session ausscheiden musste. Inzwischen ist klar, dass er sich sich in den kommenden Monaten einem Kampf mit ungewissem Ausgang stellen muss, den er am Ende möglicherweise mit seinem Leben bezahlen wird.

Ihm ist der Yellow Brick gewidmet, der auf den Bildern zu sehen ist. Ähnlich dem Olympischen Feuer wurde er durch Angehörige der Session über den gesamten Kurs von Hand zu Hand weitergetragen.

10.03.2016

Nachtrag zu gestern:

Ich vergaß, die phänomenale Louisiana-Night adäquat und ausreichend zu würdigen, die am Abend im Außenbereich des Jefferson Dorm von den NA-Studenten dieses Bundesstaates am Golf von Mexiko ausgerichtet wird. Entsprechend maritim ist das Südstaatenessen denn auch gehalten: Von Raw Oyster Shots (Muscheln), boiled Crawfish (Hummer), Hog’s Head Cheese (nur den Namen nach ein Käse handelt es sich vielmehr um eine Art Sülze), Boudin (Würstchen mit einem Brät aus Reis und Fleisch), Gumbo (eine Art Eintopf aus Fleisch, Fisch und Gewürzen, dessen Ursprung bis in das Louisiana des 18. Jahrhunderts zurückreicht), Jambalaya (Fleisch, Gemüse) bis hin zu Bread Pudding und dem bereits erwähnten King Cake wird ein breites Spektrum aufgefahren.

Ein Sheriff aus Louisiana – blöderweise weiß ich nicht mehr welcher, er ist jedoch selber NA-Absolvent – hat mit einer Delegation eine fast 20-stündige Reise auf sich genommen, um die diversen Lebensmittel, die man außerhalb Louisianas kaum bekommt, nach Quantico zu bringen und die Veranstalter zu unterstützen. Das nenne ich Hingabe!

Dazu gibt es allerlei Biersorten, die Herzog Wilhelm IV., dem Vater des deutschen Reinheitsgebotes von 1516, vermutlich Schauer des Grauens über den Rücken getrieben hätten. Ich versuche mich neben einem India Pale Ale einer Lokalbrauerei in Louisiana auch an einem Erdbeerbier und beschließe, deutsches Bier ein für allemal besser zu finden.

Zeit für epische Gespräche bleibt mir am gestrigen Abend leider nicht, da ich heute Morgen eine Besprechung im FBI Hauptquartier habe, die bereits auf meine Rückkehr nach Deutschland abzielt. Hierbei trifft mich die volle Härte der Rush-Hour in Washington, so benötige ich mit dem Counselor, der den Transport übernimmt, geschlagene zwei Stunden für die Strecke, die man bequem in 45 Minuten zurücklegen könnte.

Gegen 14:00 Uhr bin ich wieder zurück an der Academy. Fachlich nähert sich der Input nun in allen Courses dem Ende, meist wird nur noch die erreichte Endnote bekannt gegeben und ein allgemeines Feedback erbeten.

Am Wochenende habe ich mich für eine Führung hinter den Kulissen im Pentagon angemeldet (Samstag), ferner hat mich Lieutenant Colonel Thomas Segars / US Air Force, aktuell selber im Pentagon beschäftigt, zum Barbeque bei sich zu Hause eingeladen (Sonntag). Er wohnt mit seiner Familie zwar im Großraum Washington, wollte sich die „Erfahrungswelt NA“ aber unter denselben Bedingungen wie die übrigen Teilnehmer auch erschließen. Aus diesem Grunde hat der ranghohe Soldat sein Bett zu Hause vorrübergehend gegen einen Aufenthalt in der Gemeinschaftsunterkunft getauscht.

Bemerkenswert.

11.03.2016

E. J. O’Malley zündet heute zu Beginn des Tages das letzte Mal eines seiner Trainings, bevor er sich am Wochenende aufmacht, um ein SWAT Team auf Aruba zu drillen. Zum Abschluss soll es nochmals ein „Ten to Ten –Contest“ werden. Zuvor überreicht ihm die Section 2 einige Abschiedsgeschenke, die er sich wirklich verdient hat!

Ab 12:30 Uhr beschäftige ich mich mit dem schriftlichen Abschlusstest für die Forensics Class, den ich gegen 13:45 Uhr hinter mich gebracht habe. Auch hier bekomme ich am Montag und Dienstagvormittag noch einige Abschlusspräsentationen zu hören, bevor der Course am Dienstagnachmittag endgültig zu Ende geht. Definitiv erfolgreich abgeschlossen sind die Courses Stress Management in Law Enforcement und Emotional Intelligence, die entsprechenden Zertifikate wurden gestern bzw. heute überreicht. Ich habe die akademischen Ziele, die ich mir noch in Deutschland gesteckt habe, allesamt erreicht und die University of Virginia als Hüterin der Wissenschaftlichkeit an der NA wird die entsprechenden Grades in ein paar Wochen schriftlich übermitteln.

Am Nachmittag bekomme ich die einmalige Gelegenheit, das Forensics Laboratory des FBI zu besichtigen, das sich ebenfalls auf dem Gelände der Academy befindet. In dem sehr beeindruckenden, riesigen Komplex arbeiten mehr als 1.000 FBI-Mitarbeiter aus allen Bereichen (Special Agents, Wissenschaftler, Wissenschaftliche Hilfskräfte, Servicekräfte u. a. m.), die sich dort um die kriminaltechnische Unterstützung der Field Offices, aber auch – abhängig von Begehr und Einzelfall – um alle sonstigen Anfragen der zahlreichen amerikanischen Polizeien kümmern.

Leider ist auch hier das Fotografieren wieder streng verboten, entsprechende Gerätschaften dürfen nicht einmal mit in das Gebäude genommen werden, worüber ein eigener Sicherheitsdienst wacht. Die Abläufe zur Abarbeitung der angelieferten Asservate sind allesamt vollständig standardisiert und erinnern an die in der EU angewandten DIN ISO 17025 – Regularien zur Akkreditierung von Laboren (https://en.wikipedia.org/wiki/ISO/IEC_17025), wobei in Nordamerika, wenn ich die diesbezüglichen Erläuterungen richtig verstanden habe, ein anderes Zertifizierungsverfahren zur Anwendung gelangt. Zahlreiche spektakuläre Verfahrensweisen und Asservate der jüngeren Kriminalgeschichte mit FBI-Bezug werden vorgeführt. So sehe ich heute u. a. die originale Waffensammlung John Dillinger’s (https://de.wikipedia.org/wiki/John_Dillinger), die nach dessen Tod im Büro von FBI Director J. Edgar Hoover aufbewahrt wurde. Nachdem auch dieser im Mai 1972 verstorben war, wurde sie in die mehrere 1.000 Exemplare umfassende Vergleichsschusswaffensammlung des FBI überführt.

Den Abend verbringe ich mit einigen Domestic Students im Kobe Japanese Steak & Seafood Restaurant in Stafford. Am Platze sitzend bekocht uns ein mit Messern jonglierender Live-Koch. Da ich diese Zeilen nicht bereits im Vorfeld für die Konserve verfasst habe, ging alles gut… 🙂

Sehr spektakulär!!

12.03.2016

Entgegen meiner ursprünglichen Planungen, die einen Besuch des Pentagon vorsahen, mache ich heute …. genau gar nichts :-), dementsprechend knapp wird auch die Berichterstattung ausfallen.

Das Wetter hat gegenüber gestern wieder stark nachgelassen und ich beschließe, den Tag zur Reflektion der vergangenen Wochen sowie für erste Aufräumarbeiten zu nutzen. Nach einer ersten Sichtung ist klar: Auch das Packen der Koffer für den Rückflug nach Deutschland wird sicherlich wieder eine interessante Herausforderung, da ich zwar insbesondere meine ganzen Streuartikel losgeworden, jedoch in nahezu fast identischem Umfang von den Angehörigen der Session mit T-Shirts und kleinen Geschenken bedacht worden bin. All dies wieder so zusammenzupacken, dass die Lufthansa mich nicht an Ort und Stelle sitzen lässt, wird eine durchaus herausfordernde Aufgabe. Gut, dass in dieser Woche Unterstützung aus Deutschland anreist…

Was mich besonders freut: Neben meiner Familie wird sich auch der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Stuttgart, Norbert Walz, in ein Flugzeug setzen, nach Washington fliegen und der Graduation am Freitag beiwohnen.

An meinen Sonntagsplänen hat sich nichts geändert und ich habe vor, mir morgen vom oben erwähnten Thomas Seagars das Pentagon erklären zu lassen. Was ich bereits weiß: Obwohl die Gesamtlänge aller Korridore des amerikanischen Verteidigungsministeriums beachtliche 17,5 Meilen beträgt, ist jeder Punkt innerhalb des Gebäudes von jedem anderen dort liegenden Punkt in weniger als sieben Minuten zu Fuß erreichbar.

13.03.2016

Ich stehe um 08:00 Uhr auf und beginne den Tag vorsichtshalber mit 6,5 Meilen auf dem Laufband – wer weiß, was es heute Nachmittag bei Thomas & Amy Segars alles zu Essen gibt…

——–

Viel, wie ich nach erfolgter Rückkehr um 17:45 Uhr inzwischen bestätigen kann. Um 12:30 Uhr fahre ich zusammen mit Richard „Rick“ Wagner und Chris Hartley nach Woodbridge in das Haus der Familie Segars, wo man uns und mich mehr als herzlich empfängt.

Thomas, wie viele der amerikanischen Soldaten mit der Erfahrung aus zahlreichen Auslandseinsätzen in den Krisengebieten dieser Welt versehen, drückt mir zeitnah ein Traditional Lager der Yuengling-Brauerei in die Hand (https://www.yuengling.com/over21/over21.php?referrer=https%3A%2F%2Fwww.yuengling.com%2F) und wir verziehen uns mit dem Haushund Charly, der 4-jährigen Adoptivtochter Nora (sie stammt aus China) und dem 5-jährigen Kaison in den Garten.

Thomas hat als Sohn eines Angehörigen der US Air Force und später selber als Soldat einige Jahre in Deutschland verbracht und viele Geschichten parat, die auf den großen US-Basen in Rheinland-Pfalz beheimatet sind und in den späten 1970er- bzw. in den 1980er-Jahren spielen. Seine Verbundenheit mit Deutschland ruht auf zwei wesentlichen Pfeilern: Erstens der Hochzeit mit seiner Frau Amy, die in Deutschland stattfand, sowie – zweitens – den Katinchen von Haribo, die in den USA über einen Onlineshop bestellt werden können. Wenn man denn bereit ist, deren Gewicht so etwa in Gold aufzuwiegen…

Mein Gastgeber, süchtig nach deutschem Lakritz, ist es und mir gelingt es noch am Nachmittag, eine Notfallbeschaffung im Großraum Stuttgart zu initiieren. Ich hoffe, dass ich mich am Tage der Graduation mit einem Care Paket bei ihm für die Einladung bedanken kann.

Lustig, wie sich die Geschichte manachmal einfach umdreht 🙂 – https://de.wikipedia.org/wiki/CARE-Paket

Nach und nach treffen weitere Mitstudenten ein und es entsteht das typisch amerikanische „BBQ-Kommen-und-Gehen“ eines sehr entspannten Sonntagnachmittages. Neben vielen unterhaltsamen Gesprächen (auch ein Nachbar ist zugegen) besteht die Möglichkeit, ein wenig College Basketball sowie das Phoenix-Rennen der Nascar Sprint Series anzuschauen. So genieße ich die Zeit außerhalb der Base und die Stunden verfliegen fast noch schneller, als sich schlechte Nachrichten verbreiten.

In der Zwischenzeit erreichen mich über diverse Messenger-Mitteilungen die Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Auch in den USA wird über den Ausgang der Abstimmungen in Echtzeit berichtet und einige der Kollegen befragen mich nach den Auswirkungen dieser Tektonikverschiebungen in der deutschen Politiklandschaft.

…Wenn ich das nur wüsste…

Am Abend hat die Session 263 der NA ihren ersten offiziellen (vorgezogenen) Absolventen: Captain Sami Saleh Alhamrashdi aus dem Sultanat Oman wird vom Jahrgang mit einer Torte verabschiedet.

Er ist nicht nur Angehöriger der Royal Police des Oman sondern auch aktiver Spieler im Snooker – Nationalteam des auf der arabischen Halbinsel in unmittelbarer Nachbarschaft zu Saudi-Arabien und dem Yemen gelegenen Landes. In dieser Funktion wird er unmittelbar nach seiner Rückkehr gleich wieder in ein Flugzeug steigen, um mit seinem Team in Jordanien Snooker zu spielen.

Fazit:

Wie immer zum Ende eines außergewöhnlichen Studien- oder Ausbildungsabschnittes mischen sich langsam zwei Emotionen zu einem seltsamen Hybriden: Die Freude auf die Rückkehr nach Deutschland geht einher mit der Gewissheit, dass ich viele der Kolleginnen und Kollegen, die ich hier kennengelernt habe und die teilweise zu Freunden geworden sind, zunächst nicht mehr (vielleicht nie mehr) wiedersehen werde. Überlagert wird dies alles von dem Hochgefühl, das sich einstellt, wenn ich daran denke, dass ich am Donnerstag meine Familie wiedersehen und am Freitag die FBI Academy verlassen kann. Sami zumindest könnte ich eventuell wiedersehen. Er wird, wie er mir im Rahmen unseres Abschiedsgespräches berichtet, in naher Zukunft möglicherweise eine mehrjährige Verwendung im Interpol-Hauptquartier in Lyon/Frankreich beginnen.

Ob ich die NA nochmal absolvieren würde? Jederzeit 🙂

Ford Crown Victoria, Green County Sheriffs Office / New York State.

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