FBI National Academy (USA) 2016

Woche 8

Eine Woche voller Prüfungen

29.02.2016

Abseits des Fachlichen beherrscht hier heute vor allem ein Geschehnis des Wochenendes die Gespräche und Diskussionen, dessen genaue Tragik sich mir durch die immer valider werdenden Informationen erst im Laufe des Tages richtig erschließt: Am vergangenen Samstag wird in Woodbridge, nur wenige Kilometer von Quantico entfernt, eine 29-jährige amerikanische Kollegin während eines Routineeinsatzes bei einem Hausstreit erschossen. Ihr Mörder, ein 32-jähriger Mitarbeiter des Pentagons, nutzt für seinen Angriff auf die insgesamt drei eintreffenden Polizisten offensichtlich ein russisches Sturmgewehr des Typs AK 47, dessen Projektile den Tod der Kollegin durch deren Schutzweste hindurch verursachen. Im Haus des Angreifers, der sich nun im Staat Virginia wegen Mordes verantworten muss, findet die Polizei die Leiche von dessen Ehefrau sowie einen völlig verstörten, elfjährigen Jungen.

Officer Ashley Guindon wurde am Freitag auf ihre Tätigkeit in Woodbridge vereidigt. Sie stirbt 24 Stunden später während ihrer ersten Schicht als Streifenpolizistin im Kugelhagel.

Bevor die 263. Session morgen Abend zum Gottesdienst am Law Enforcement Memorial fährt, wird eine Abordnung an der Beerdigung der Kollegin teilnehmen, über die landesweit in den Nachrichten berichtet wird.

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Ich höre heute interessante Studierendenvorträge zu vielfältigsten Themenstellungen und darf in Forensics selber zu einem spektakulären Fall aus Baden-Württemberg berichten. Für mich vollkommen neu ist, was mir Lieutenant Myoungseok Park von der Korean National Police Agency berichtet: Die Gründung von Gewerkschaften im Bereich Law Enforcement ist dort gesetzlich verboten.

Seit heute Abend definitv Tatsache ist, dass ich bis Donnerstag alle meine Vorträge zu halten habe. Nächste Woche kommen noch zwei schriftliche Abschlusstests sowie ein paar kleinere Papiere hinzu, die wesentliche Arbeit wird am Donnerstag aber getan sein.

01.03.2016

Thema der letzten Stunden im Crisis Negotiations Course war die so genannte „Alabama Bunker Hostage Crisis“, (https://en.wikipedia.org/wiki/2013_Alabama_bunker_hostage_crisis) aus dem Jahr 2013, die Vince in Form einer Case Study vorstellt und zu der in mehreren Sequenzen diverse Papiere vorzulegen sind bzw. waren. Ich bin mit den erzielten Ergebnissen sehr zufrieden und wir bekommen heute die finale (Zugriffs)Lösung präsentiert. Der Fall ist sicherlich herausragend, eine Geiselnahme über mehrere Tage in einem Bunker kommt auch in den USA nicht jeden Tag vor.

Nach Vince‘ Ausführungen habe ich in Emotional Intelligence als final presentation zur Thematik „Emotional Intelligence and Google“ zu berichten, die entsprechende Aufbereitung hat viel Interessantes zu Tage gefördert, das mir bislang zu Google nicht bekannt war. Nachdem auch diese Prüfung geschafft ist, klingt der Vorlesungstag mit einem Theorieinput von E. J. unaufgeregt aus – Morgen ist Challenge.

Zuvor entdecke ich allerdings noch eine Weltkarte, auf der die Internationals ihr Heimatland mittels eines Magneten markieren können. Für die Session 263 ergibt sich folgendes Bild:

Section 263 All Over The World

Um 17:00 Uhr fahren fünf Busse der FBI Academy nach Washington, um die gesamte Session zu einer für 19:00 Uhr angesetzten Gedenkveranstaltung am Law Enforcement Memorial zu bringen. Die imposante Gedenkstätte wurde 1991 errichtet und besteht aus einem von zwei Wänden in ovaler Form umfassten Platz, wobei in diese Wände die weit über 20.000 Namen aller zwischen 1791 und heute in den USA getöteten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten eingemeißelt sind – Im Schnitt 250 Mal pro Jahr müssen sich die Bediensteten des Memorials aufmachen, um einen weiteren Vor- und Nachnamen in den weißen Stein zu klopfen.

Ich unterhalte mich mit meinem Mit-International Lieutenant Colonel Mohammad Ahmadzai über die Thematik, er leitet im afghanischen Innenministerium ein Team von Analysten, das Präsident Aschraf Ghani zur Sicherheitslage im Land berät. Alleine im vergangenen Jahr kamen in Afghanistan mehr als 3.900 Polizisten in Ausübung ihres Dienstes ums Leben. Unabhängig davon bringt er seinen Dank und seine Hochachtung für alle die in entsprechenden Missionen tätigen Kolleginnen und Kollegen zum Ausdruck, die mit ihrer Unterstützung und Hilfe einen unschätzbaren Beitrag zum Aufbau einer tragfähigen afghanischen Sicherheitsarchitektur leisten. Mohammad gibt sich keinen Illusionen hin – Dieser Aufbau wird noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Die Veranstaltung an sich ist sehr beeindruckend, das Programm erstreckt sich über die Presentation of Colors, die von Jamiel Altaheri und Chris Sharpe (beide NYPD) gesungene Nationalhymne, Anmerkungen aus Sicht der Internationals von Wissam Fakhouri (Internal Security Forces Libanon), einem Roll Call Lead bis hin zu Bagpipes des U. S. Marshals Service.

Viele der Domestic Students halten an einem ihnen bekannten Namen inne und schraffieren diesen mittels eines Bleistifts und eines Papierbogens. Die so erlangte Abschrift wird häufig in einem Schaukasten platziert und zur Erinnerung und Mahnung auf der Heimatdienststelle des Verstorbenen ausgestellt.

Am Law Enforcement Memorial in Washington.

Zusammen mit Captain Jamiel Altaheri und
Captain Chris Sharpe, New York Police Department.

Journey To Oz

02.03.2016

Nächste Woche kulminiert das Fitness-Training in der so genannten „Yellow Brick Road“, dem sagenumwobenen 6,1 Meilen langen Hindernisparcours auf der Base, den neben Absolventen der National Academy und des New Agent Basic Trainings sonst nur noch die US–Marines laufen dürfen. Dem vorgeschaltet ist eine einfache Aufgabe: Renn‘, so schnell Du irgendwie kannst – Wenn Du für eine Meile zehn Minuten oder weniger benötigst, ist die Qualifikationszeit geschafft. Ich ziele auf eine Zeit um die 6:20 Minuten, was einer Rundenzeit von 1:35 Minuten oder, in das metrische System umgerechnet, einem Kilometerpace von etwa 3:50 Minuten entspricht. Rund 230 Läufer gleichzeitig auf der Bahn sind zu viel, weshalb die Physical Training Unit die gesamte Session so aufgeteilt hat, dass insgesamt fünf heats benötigt werden, um alle durchzuschleusen. Ich starte in der letzten und schnellsten Gruppe, in der all diejenigen laufen, die in Woche 1 weniger als 7:45 Minuten benötigt haben. Am Ende stehen 6:13 Minuten auf der Uhr, als ich die Ziellinie nach vier Runden als siebter oder achter der Gesamtsession wieder überquere. Das Kilometerpace liegt damit bei 3:48 Minuten und ich habe mein Ziel noch übertroffen – Prima.

Interessant ist vor allem, wie sich die Gesamtdurchschnittszeit des Jahrgangs entwickelt hat. Es gilt den lange zurück liegenden Rekord von 7:42 Minuten zu schlagen, ich bin gespannt. Da einige meiner Mitstreiter mittelschwer erkrankt sind (der Alptraum eines jeden Infektionsarztes ist eingetreten: Grippeausbruch in einer Gemeinschaftsunterkunft mit mehreren hundert Menschen – Ich habe mich noch in Deutschland impfen lassen und hoffe mal das Beste…), muss der Jahrgang auf das Ergebnis noch warten, da einige die Qualifikation nachholen müssen.

Das Enrichment des heutigen Mittwochs wird durch General George Flynn / United States Marine Corps gestaltet, der uns seine „Reflections on Leadership“ zuteilwerden lässt. Um 15:30 Uhr verlasse ich mit einer aus etwa 50 Mit-Studenten bestehenden Gruppe die Academy, um das heute Abend im Verizon Center in Washington zur Austragung gelangende Eishockey-Match zwischen den Washington Capitals und den Toronto Maple Leafs zu verfolgen.

Ich habe als Halbwüchsiger selbst Eishockey gespielt und bin gespannt auf die Dynamik in der NHL. Da ich morgen abermals einen Vortrag zu gestalten habe und erst nach Mitternacht wieder in Quantico sein werde, wird der Bericht hierzu nachgereicht.

03.03.2016

Nachtrag zu gestern: Die Washington Capitals gewinnen 3:2 gegen die Toronto Maple Leafs. Die zentrale Erkenntnis des Abends ist für mich, dass man unbedingt mal ein Eishockey-Match der NHL gesehen haben sollte. Die Atmosphäre im riesigen Verizon-Center (http://verizoncenter.monumentalnetwork.com/about-verizon-center), das Platz für 20.000 Menschen bietet, ist einzigartig – so wie übrigens auch die Preise, für zwei Bud Light sind 23 Dollar aus dem Geldbeutel zu zerren, eine „Bavarian Pretzl“ ist für sechs Dollar zu haben. Was soll’s, die Erfahrung ist es wert. Auch in den Pausen zwischen den drei jeweils 20-minütigen Periods ist für allerlei Unterhaltung gesorgt. So spielen beispielsweise Jugendmannschaften der beiden Teams ein schnelles Match gegeneinander, ferner versucht sich eine Auserwählte aus dem Publikum in einer Art Penalty-Schießen auf das leere aber durch eine Schablone extrem verkleinerte Tor, wobei ihre von Erfolg gekrönten Bemühungen mit einem Hotelwochenende beolohnt werden. Vor dem Spiel nimmt die Gruppe ein Abendessen in einem gegenüberliegenden Pub ein, in welchem – man glaubt es kaum – Rod Langway (https://en.wikipedia.org/wiki/Rod_Langway), ein ehemaliger Verteidiger der Capitals und seit 2002 Honouree der Hockey Hall of Fame (https://en.wikipedia.org/wiki/Hockey_Hall_of_Fame), an der Bar sitzt und gemütlich ein Bier trinkt, bevor er sich das Spiel in der VIP-Lounge ebenfalls zu Gemüte führt.

Sofort stellt meine Reisegruppe mich als Deutschen bei ihm vor und ich komme mit der sehr umgänglichen Eishockeylegende ins Plaudern, später werde ich ihn während eines Interviews auf dem Videowürfel in der Arena wieder entdecken. Interessanterweise füllt sich das Rund noch bis zum Ende der Second Period, obwohl das Spiel da längst im vollen Fluss ist. Ganz am Ende ist die Arena ordentlich gefüllt, ich schätze, dass mindestens 15.000 Fans mit mir in der Halle sind. Etwas früher als prognostiziert treffen die drei Vans der Academy, mit welchen der Trip von statten ging, nach dem Spiel gegen 23:00 Uhr wieder in Quantico ein. Praktischerweise liegt das Field Office des FBI in Washington in unmittelbarer Nähe zum Veranstaltungsort, so dass keine Parkplatzsuche notwendig ist.

Der heutige Tag ist wieder geprägt von Präsentationen in ungezählter Menge und gegen 15:30 Uhr habe ich meinen letzten Vortrag in „Stress Management in Law Enforcement“ hinter mir. Statt wie ursprünglich avisiert am kommenden Donnerstag, findet die Final Examination in selbigem Fach nach Entscheidung durch Ph.D. Sean Larned nun bereits Montag statt, um auf jeden Fall einen zeitlichen Puffer zu haben. Aus seiner Sicht nachvollziehbar, aus meiner Sicht ungünstig, da ich morgen nach der zweiten Vormittagsvorlesung zusammen mit Adam nach Wilmington (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilmington_%28North_Carolina%29) in North Carolina fahren werde.

Trotz der Prüfung am Montag werde ich das Wochenende auf jeden Fall dort verbringen. Die Fahrt dauert vier Stunden – lang genug für die Prüfungsvorbereitung. Zu Gute kommen mir die rund 36.000 Kilometer, die ich 2009 und 2010 auf Deutschlands Autobahnen auf dem Weg nach Münster zur DHPol und wieder zurück gelassen habe, kann ich seit dieser Zeit doch ohne dass mir schlecht wird im Auto lesen.

Zwischen all den Prüfungen bekomme ich heute auch noch ein fachliches Highlight präsentiert: Zwei Handschriftengutachterinnen des Forensic Lab berichten zu ihrem außerordentlich interessanten Tätigkeitsfeld. Die in der entsprechenden Fachabteilung tätigen Spezialisten haben überwiegend ein ziviles Studium absolviert, im konkreten Fall beispielsweise Chemie. Spektralanalysen, Spezifika von Tintenfarben, Elektrostatische Detektion und Geheimschriften sind nur einige der Dinge, die ich heute zu sehen und zu hören bekomme. Abgerundet wird die gelungene Veranstaltung von mehreren praktischen Übungen und Präsentationen zu den Fähigkeiten des FBI auf diesem Gebiet.

Die gute Tat des Tages: Mein europäischer Mit-International Gerardus Jacobus – genannt „Jaap“ – Van Oss, Senior Specialist im EC 3 (Cybercrime) bei EUROPOL, hat sein iPhone in seine Einzelteile zerlegt. Nicht nach dem „Wie“ und „Wieso eigentlich“ fragend leihe ich ihm ein aus Deutschland mitgebrachtes Ersatzhandy, das er ab sofort nutzt. Auch er hat sich wie ich dazu entschieden, ein amerikanisches Smartphone im Verizon-Netz als Hotspot zu betreiben.
Ich selber erfahre heute in Zusammenhang mit den Akkreditierungen für die Graduation ebenfalls die Solidarität unter den Internationals, da ich aus Griechenland und Taiwan nicht genutzte Sitzplatzrechte im rund 1.000 Personen fassenden Auditorium übertragen bekomme. Somit kann ich alle meine Gäste aus Deutschland und von der Deutschen Botschaft direkt am Ort des Geschehens an der Feierlichkeit teilhaben lassen, ein Ausweichen auf das Overflow-Seating im Atrium bzw. im Forum, in welche die Graduation jeweils live übertragen wird, ist nicht notwendig.

Zusammen mit E. J. und Matt bei eisigen 4 Grad Außentemperatur und heftigem Wind.

Field Trip Wilmington North Carolina

04.03.2016

Die NA hat heute vor dem Endspurt nochmals ein Einsehen mit den Studenten, nach den Vormittagsvorlesungen ist Schluss und dem vorletzten Wochenende in Virginia steht nichts mehr im Wege. Glück gehabt, dauert der Vorlesungsbetrieb an Freitagen doch gewöhnlicherweise bis kurz vor 17:00 Uhr.

Der Vormittag ist schnell erzählt: E. J. schickt uns mit einem Zirkel in das Wochenende und Mike VanMeter ruft die letzten Präsentationen in „Leading At-Risk Employees“ ab. Da ich nicht gefrühstückt habe, laufe ich dem angeblich irischen Nachkömmling (ich persönlich glaube, er ist nicht von dieser Welt!) E. J. mit einem Donut in der Hand über den Weg – mit Freude nimmt er in diesem Zusammenhang zur Kenntnis, dass wir uns ja am Montag schon wieder sehen 🙂 …

Interessant heute ist insbesondere die Präsentation von Ph.D Michael „Mike“ Frost, einem meiner Mitstudenten, der in seinem ersten Leben ein erhebliches Suchtproblem hatte. Er berichtet zu seinem Krankheitsverlauf und zu der erfolgreichen Überwindung seiner Krise, die er mit einem Doktortitel in Psychologie für sich persönlich besiegelte. Da er immer Polizist sein wollte, ist er diesem einzigartigen Berufsbild trotz seiner akademischen Ehren bis heute treu geblieben. Warum? Ganz einfach: Nirgendwo sieht man so präzise und genau auf die Gesellschaft wie im Bereich Law Enforcement und er kann sich etwas interessanteres (so wie ich auch) nicht vorstellen. Eine sehr eindrückliche Persönlichkeit!

Um 12:30 Uhr verlasse ich mit Adam Brainard und meinem Mit-International Major Thabo Tjamela / Mounted Police Service, Lesotho (https://de.wikipedia.org/wiki/Lesotho) die Academy, um nach North Carolina zu fahren. Dort wohnt in Wilmington (präzise gesagt in Leland) seine Schwester Alisa, die Psychologie studiert hat und dort für den Staat North Carolina arbeitet. Die rund 350 Meilen bringen wir mit etwa 300 PS aus einem V 8-Motor hinter uns, der in einem Ford Crown Victoria des Green County Sheriff verbaut ist. Das Auto ist vollständig polizeilich ausgestattet und erinnert mich an den Streifenwagen, den ich in Morristown / New Jersey gesehen habe (siehe oben).

Das Reisen auf den Interstates ist außerhalb der Ballungszentren sehr entspannt und ohne jedes Problem legen wir die doch recht lange Strecke in gut fünf Stunden zurück. Dabei erfahre ich Spannendes von meinen Gastgeber: Adam, erst 32 Jahre alt, ist im Sheriff’s Office des Green County im State New York verantwortlich für das operative Kerngeschäft der Dienstgruppen sowie der dort tätigen Detectives – insgesamt trägt er Verantwortung für rund 30 Menschen. Eine ob seines Alters beachtliche Karriere, die vor nicht allzu langer Zeit auf der ersten Stufe als Patrol Officer angefangen hat!

Vor Ort in Leland begrüßt uns nicht nur die überaus angenehme und gastfreundliche Alisa, auch drei Hunde fallen Schwanz wedelnd über mich her. Zu Hause warten normalerweise auch zwei Hunde auf mich und so erfreue ich mich außerordentlich an den sehr gut erzogenen American Bulldogs, mit denen ich sehr schnell Freundschaft schließen kann.

Nach einem Abendessen in einem nahegelegenen Diner ist es, wenn ich diese Zeilen schreibe, inzwischen 01:30 Uhr und ich bin müde. Für morgen ist die Besichtigung der USS North Carolina vorgesehen (http://www.battleshipnc.com/), ich freue mich auf das, was der Tag sonst noch so bieten wird!

05./06.03.2016

Ich sitze wieder in dem sensationellen Gefährt des Green County Sheriff auf dem Weg zurück nach Quantico und versuche, die letzten beiden Tage gedanklich zusammenzufassen. Sie waren hauptsächlich von Entschleunigung sowie sehr guter Gastfreundschaft geprägt und hatten einen wirklichen Erholungswert!

Statt am Samstag die USS North Carolina zu besichtigen unterstütze ich am Vormittag einen meiner Mit-Internationals, in dem ich eines seiner Papiere gegenlese. Adam und Thabo sind darüber nicht undankbar, da die vergangenen Wochen ansonsten von einer Planungstiefe bestimmt waren, wie ich sie in meinem Berufsleben so bislang noch nicht erlebt habe. Für ein paar Stunden selber den Tagesablauf bestimmen zu können, ohne in dieser Zeit einen Leistungsnachweis vorbereiten zu müssen, ist zu einem echten und schätzenswerten Privileg geworden.

Um die Mittagszeit fahren wir nach Carolina Beach und schlendern über ein Charity-Barbecue von „Step up for Soldiers“ (http://www.stepupforsoldiers.org/about), dessen Einnahmen vollständig der Organisation zufließen. Sie hat sich der Hilfe für behinderte US-Veteranen verschrieben, so werden beispielsweise behindertengerechte Umbauten finanziert u. Ä. Bei dem Stadtspazierung fällt mir insbesondere die interessante Architektur der Häuser auf, die meist auf Stelzen gebaut sind, um Schäden durch Hochwasser und Hurricans so gering wie möglich zu halten.

Ein kleines Lunch serviert heute der Ocean Grill in Carolina Beach (http://www.oceangrilltiki.com/), dessen Besuch sich nicht nur wegen des Essens sondern alleine schon wegen der sehr exponierten Lage am Strand lohnt. Nach einem Strandspaziergang und einer motorisierten Erkundung der näheren Umgebung klingt der Abend gemütlich in einem Pub in Wilmington aus.

Wie in der letzten Woche erhofft, ist es am Sonntagvormittag bereits schön warm in Leland und wir schmeißen auch die letzten Planungen zur Inaugenscheinnahme der USS North Carolina im wahrsten Sinne des Wortes über Bord, um stattdessen in Alisa’s Garten mit den Hunden zu spielen und in der Sonne zu sitzen – heute eindeutig die bessere Wahl! Die US Navy wird mir die verpasste Gelegenheit hoffentlich nachsehen.

Um 11:30 Uhr begeben wir uns wieder auf den Weg nach Quantico, wo wir um kurz vor 17:00 Uhr ankommen werden. Kurz nachdem wir die Staatsgrenze zwischen North Carolina und Virginia überquert haben, erblicke ich ein interessantes Straßenschild, das auf die Durchführung von Geschwindigkeitsüberwachungsmaßnahmen aus der Luft hinweist. Ich frage Adam nach den Hintergründen, die technisch – abgesehen davon, dass man etwas braucht, was fliegen kann – sehr einfach sind: Section Control (http://www.welt.de/motor/article152099662/Ist-Section-Control-der-Beginn-d er-Totalueberwachung.html). Während man in Deutschland (wohlgemerkt in Web 2.0-Zeiten) immer noch ein diesbezügliches Datenschutzszenario erörtert, das anscheinend von Misstrauen geprägt und in düstersten Farben gleichsam den vollständigen Zusammenbruch unseres Werte- und Rechtssystems an den Horizont malt, hat man sich die Technologie in manchen der US-Bundesstaaten mit beeindruckenden Erfolgen längst zu Nutze gemacht. Wir diskutieren anschließend kurz über den Datenschutz im Vergleich zwischen den USA und Deutschand und es gelingt mir, meinem amerikanischen Kollegen die diesbezüglichen Regelungen bei uns, die grundsätzlich richtig und wichtig sind, ein wenig näher zu bringen.

Interessant ist zum wiederholten Male die Rezeption unserer Vorschriftenlage in anderen Rechtssystemen: Adam fragt mich ganz zum Schluss doch tatsächlich ein wenig konsterniert, ob in der Öffentlichkeit in Deutschland – vielleicht sogar unter Inkaufnahme rechtsfreier Räume – eigentlich häufig die Personengruppen am deutlichsten zu hören sind, die in der Regel am allerwenigsten von den entsprechenden Eingriffsbefugnissen betroffen sind, da deren Verhalten normalerweise schlicht keinen Anlass zu staatlicher Sanktionierung bietet. Umgekehrt fällt ihm sofort auf, dass freiwillig jedwede Arten von Daten an jeder Supermarktkasse oder im Internet unter weitgehendem Verzicht auf Verarbeitungs- und Verwendungskontrolle herausgegeben werden, wenn dafür einmal im Jahr eine Entlohnung in Form eines nur an einem Montag gültigen Kinogutscheins, eines Sets bestehend aus Salz- und Pfeffersteuer oder schlicht eines simplen „gefällt mir!“ lockt.

….so sehr ich mich auch anstrenge, mir wollen einfach keine vernünftigen Antworten auf die Fragen und Feststellungen meines aufmerksamen amerikanischen Freundes einfallen, aber wie ich nicht nur hier gelernt habe, ist extrinsische Motivation ja bekanntermaßen zumindest kurzfristig ein starkes Stimulans. Vielleicht ist das ja die richtige Erklärung?? Und vielleicht werden Sicherheit sowie Leib, Leben und körperliche Unversehrtheit ja eines Tages sogar denselben Stellenwert haben wie ein Salzstreuer??? Wer weiß…

Fazit:

Fast alle Prüfungen sind geschafft und ich habe neben dem fachlichen Input ein weiteres, wunderbares Stück US-Ostküste kennengelernt, das wieder eine völlig neue Perspektive dieses Landes eröffnet hat. Noch eine Woche und das Curriculum der Universität von Virginia ist abgearbeitet.

Zu erwartende Highlights in dieser Woche werden sicherlich die „Silent Auction“ (Wohltätigkeitsversteigerung von polizeilichen Devotionalien und sonstigen Dingen mit Seltenheitswert aus dem Bereich Sport u. Ä.) auf der Base am Dienstagabend sowie der „Yellow Brick Road – Run“ am Mittwoch sein. Nach der Erarbeitung der Bricks findet Amt Abend das so genannte „Yellow Brick Road – Dinner“ statt, welches die Studenten aus Louisiana zur Ausrichtung der Louisiana-Night nutzen. Es wird bestimmt sein von Meeresfrüchten, Fisch und Muscheln und damit sicherlich einen kulinarischen Höhepunkt an der NA markieren.

Ford Crown Victoria, Green County Sheriffs Office / New York State.

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